Valicon produziert wieder Songs für Thomas Godoj - DSDS ist Geschichte
Thomas Godoj, VALICON Studios. Quelle | Thomas Godoj mit Cani Nickels und Mic Schröder in den VALICON Studios beim Einspielen neuer Songs für das dritte Album
"Thomas Godoj steht vor dem Nichts, dem Aus. Welche Karriere?" So oder ähnlich könnte man argumentieren, wenn man nicht über den Tellerrand blickt. Schließlich hat sich der deutsche Rocksänger, der durch seinen einstigen Sieg bei DSDS den lang ersehnten Plattenvertrag erlangte, von seinem Label SONY Columbia und den damit einhergehenden RTL - Verträgen gelöst. Da aber der Künstler selbst der Initiator dessen war, wurde bereits gemunkelt, Thomas Godoj müsse den einen oder anderen Trumpf in der Hinterhand haben. Wer löst sich freiwillig von einem Major - Label? Das sind wenige und man tut es nur, wenn man entweder die Berufswahl ändern möchte oder aber, wie in diesem Fall, vorhat, das Ruder komplett selbständig in die Hand zu nehmen. Dazu benötigt es einen geklärten Blick gen Horizont, eine gute Mannschaft und den inneren Kompass, der einen in die richtige Richtung schippert. |
Dass Thomas Godoj ein gutes Händchen beim Navigieren durch das Haifischbecken hat, konnte er bereits hinlänglich beweisen. Zunächst trennte er sich vom DSDS - Management, dann von Bär Läsker. Er verlegte das Management in sein privates Umfeld und legte sein Vertrauen damit in Menschen, zu denen er längjährige persönliche Beziehungen hat, und die ihm die künstlerische Freiheit lassen, die er zur musikalischen Selbstverwirklichung braucht. Seit nunmehr drei Jahren wird er dabei tatkräftig von der renommierten Booking - Agentur Four Artists, allen voran Frank Richter, unterstützt, die dafür sorgt, dass der einstige DSDS - Gewinner statt in alten Kaschemmen in hippen Locations wie dem Ozeanum in Stralsund auftritt (Fotos vom Auftritt am 27.11.10) und bereits an die 100 oft ausverkaufte Konzerte spielen konnte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Godoj selbst stellte letztes Jahr u. a. ein hochgelobtes Benefizkonzert zugunsten der Haiti Erdbebenopfer unter dem Motto "Klassik meets Rock" mit der Neuen Philharmonie Westfalen auf die Beine.
Soweit die jüngste Historie. Nun gerade veröffentlichte Thomas Godoj einen kurzen Videoschnipsel, der ihn zusammen mit Cani Nickels und Mic Schröder in den VALICON Produktionsstudios im Berliner Osten zeigt. Cani, der mit seiner Band Marnie bereits als Vorgruppe bei der Plan A! - Tour mitgewirkt hatte sowie als Studiomusiker für VALICON arbeitet, spielte gerade Songs für Thomas Godojs 3. Album ein. Man kann davon ausgehen, dass dies mindestens die ersten Demoversionen sind, mit denen Thomas Godoj nun ein Label für sich gewinnen möchte - falls er nicht bereits ein neues oder gar altes in der Hinterhand hat. Ein altes? Nun, schließlich stand Thomas Godoj vor DSDS mit Sony bereits in Verhandlungen, allerdings kam damals kein Plattenvertrag zustande, was sich bekanntermaßen allerdings durch seinen Sieg bei DSDS grundlegend geändert hatte. Zudem ist Christian Bömkes, langjähriger Freund und musikalischer Wegbegleiter von Thomas Godoj, sowie Songwriter u. a. für Laith Al Deen, bei Sony unter Vertrag. | Cani Nickels, VALICON Studios. Quelle |
Bömkes schreibt fleißig an Thomas Godojs drittem Album mit, wie er es auch bereits bei Godojs vorherigem Album Richtung G getan hatte. Networking beherrscht "der kleine Godoj", wie er sich selbst manchmal scherzhaft nennt, also wie ein ganz Großer, und man merkt, dass sich über 10 Jahre Zugehörigkeit zur Musikerszene mit Talent, Charakter, dem notwendigen Know How und Durchhaltevermögen bezahlt machen. Bisher kann nur darüber spekuliert werden, ob Thomas Godoj und Sony wieder ein Paar werden; verstanden haben sie sich allem Anschein nach ganz gut, zumindest hat man nie Gegenteiliges gehört. Er schaffte es sogar, für sein erstes Album Plan A! drei eigene Songs seiner damaligen Band WINK mit einzubringen, und beim zweiten Album Richtung G setzte er bei Sony Columbia sogar einen Song über Kindesmissbrauch durch: Winterkinder*. Nicht schlecht für einen DSDS - Sieger. Es zeigt, dass Thomas Godoj in der Szene als ernstzunehmender Künstler wahrgenommen wird. Daher darf man ruhig einmal spekulieren, ob es mit Sony (diesmal dann ohne die RTL - Bindungen) zu einer neuen Liaison kommt, falls Godoj selbst das in Erwägung zieht. Man darf gespannt sein.
Auch das von VALICON produzierte Debutalbum Plan A! von Thomas Godoj erhielt Platinstatus. Wenn diese Auszeichnung auch zu großem Teil dem DSDS - Hype geschuldet ist, so kann man doch davon ausgehen, dass VALICON, allen voran nun Mic Schröder, Thomas Godojs Karriere weiterhin dienlich sein wird, zumal dieses Produzententeam dafür bekannt ist, Künstler, mit denen sie zusammenarbeiten, wirklich noch zu fördern; eine Seltenheit heutzutage. Über Thomas Godoj sagten sie einst, sie hätten diesen Künstler auch ohne DSDS produziert. Wie sich zeigt, waren dies keine leeren Worte. Die Berliner haben einen guten Spürsinn für hohe Verkaufszahlen, was sie selbst sehr erfolgreich macht. Im letzten Jahr gab es satte sieben ECHO - Nominierungen als "Produzenten des Jahres". Der Nordkurier schreibt: "Der Name Valicon steht für zehn Millionen verkaufte Tonträger. ´Wir sind sicher die Unbekanntesten aus der oberen Produzentenliga in Deutschland´, sagt Ingo Politz, der seit 1991 mit Bernd Wendlandt zusammenarbeitet." (Quelle)
Mit Mic Schröder, Gründer und Eigentümer des VALICON Studio IV, hat Thomas Godoj also einen sehr guten Mann mit im Boot. Doch wer glaubt, der zukünftige Weg des Deutschrockers ginge soundtechnisch den Weg von Plan A! weiter, der irrt. Erst bei einem seiner Abschlusskonzerte im Dezember in Recklinghausen präsentierte Godoj den rockigen und sozialkritischen Song Niemandsland, geschrieben von Christian Bömkes und Thomas Godoj; ein Song, der "sich ziemlich direkt und brutal mit dem alltäglichen Wahnsinn der Welt auseinandersetzt", wie das Portal der WAZ Mediengruppe DerWesten resümiert. Nicht zuletzt steht auch Mic Schröders perönlicher Musikgeschmack für guten hausgemachten Rock, darunter Oasis, Blur, Foo Foghters, The Strokes; das lässt hoffen auf einen Sound fernab des weichgespülten Mainstreams Pop/Rock.
Thomas Godoj bahnt sich langsam seinen Weg in die obere Liga. Er hat lange dafür gearbeitet und einige harte Schläge auf dem Weg einstecken müssen. Doch nun scheint es beständig aufwärts zu gehen, denn besser laufen könnte es derzeit wohl kaum für ihn. Aber man kennt das ja: Totgesagte leben länger.