Thomas Godoj LIVE in München, 18.12.08 - Eine Hommage an WINK

Veröffentlicht auf von Thomas Godoj LIVE Blogger

"München, wo seid ihr!?" - Summer Breeze on December Rust

1) Nebengeräusche

 

In der Presse ist ja oft die Rede davon, dass vor allem verstrahlte Frauen Fans von Thomas Godoj wären. Dem scheint nicht (mehr?) so zu sein. Nur mal so am Rande zunächst zwei Szenen aus dem Publikum des Abends: Man erinnert sich zum Beispiel gerne an die vier feingerippten Herren, allem Anschein nach aus der Münchner Szene, die sich auf der Bühne freiwillig und voller Spaß gerne vor aller Augen zum tanzenden Affen machten, nachdem sie von Herrn Godoj dort hochgeholt worden waren.

 

Kleine Anmerkung: Der Feinripp - Ruf (Definition für noch Nichtwisser: Thomas Godoj singt und rockt auch mal im weiß gerippten Unterhemd) schallt seit den Konzerten in Köln, Bremen, etc. hinunter bis in den tiefen Süden des Landes hin zu eingefleischten Münchner Fashion Victims, wo er unter anderem von den bereits oben erwähnten Münchner Herren der Schöpfung stilsicher kopiert wurde. (Fotos in diesem Blog). Auch ein Thema der Völkerverständigung, wenn man mich fragt – aber das tut hier nichts zur Sache.  

 

Bevor sie allerdings auf die Bühne durften, wurden sie von Thomas gefragt, ob sie denn auch singen könnten (Thomas: „Ihr seid doch bestimmt in ´ner Band, oder?“, und wieder ans Publikum gewandt: „Die sehen so aus, als wären sie auch Musiker“), was diese fleißig bejahten und zur Belohnung auf die Bühne durften. Es war unglaublich, sie tanzten und tanzten, strahlten, hüpften und freuten sich wie kleine Kinder. Singen konnten oder wollten sie zwar letztendlich doch nicht, aber das nur nebenbei bemerkt.

 

Und dann gab es noch den Type o Negative – Fan an jenem Abend, der dann doch mal nachschauen gehen wollte, warum seine Frau plötzlich (sie als jahrelanger und durchaus für „Wetten Dass“ tauglich äußerst wissensbewappneter Led Zeppelin – Fan) ständig auf Thomas Godoj – Konzerte eiert und dem nun so gar nicht müde wird.

Auf die Frage hin, wie er das Konzert denn fand, sagte er etwas kritisch „Naja… nicht so ganz meine Richtung….“ Gut, dachte man bei sich, die Jungs können ja nicht jeden beglücken. Doch was passierte einige Minuten nach dem Konzert als Bonny, der Bassist, zu seinen Fans herüberschlenderte? Da strahlten plötzlich diese getypten Äugelchen, es war unverkennbar. Und wer stupste einem gleich dreimal auf die Schulter mit der Frage: „Kannst du mal ein Foto mit uns machen?“ (Uns = Bonny und Mr. Type). Aha. Schon klar. Männer müssen ja cool sein; Gefühle nicht so direkt auf der Zunge tragen. Wir wussten es schon immer. Schon gar nicht, wenn es um so einen DSDS – Typen geht, und das als Type o Negative – Fan. Nö, nö. Männer drücken ihre Faszination für einen Künstler vielleicht etwas anders aus. Das Schwärmen überlassen sie ihren Frauen. Sie geben sich lieber spannend und schweigen erst mal geheimnisvoll vor sich hin, hören heimlich „Autopilot“, genießen im Stillen und fliegen von hier fort.

 

Übrigens: Tage später hörte man Gerüchte, der werte Herr habe sich vor dem Konzert etwas auf dem Gelände im KPO umgesehen und sei dabei mitten auf Thomas Godoj gestoßen, der an seinem Tourbus verweilte. Dieser, redefreudig wie er nun mal ist, soll den werten Herrn direkt auf sein T- Shirt angesprochen haben, worauf natürlich klar und deutlich „Type o Negative“ zu lesen war. Daraufhin habe sich ein nettes Gespräch entwickelt, unter Fans sozusagen. Es ist ja mittlerweile allseits bekannt, dass auch Thomas Godoj ein eingefleischter Type o Negative – Fan sein soll. Soweit, so schön und gut.

 

Als stiller Beobachter wundert man sich nur, wieso der werte Herr ausgerechnet am Tourbus spazieren ging…? Und wieso er seiner Frau erst Zuhause (damit es bloß keiner sieht!!!...?) stolz Fotos von ihm und Thomas Godoj präsentierte...? Nun gut, zu diesem Thema äußern wir uns hier nun nicht weiter, denn auch Frauen können (fast) schweigend genießen – und schmunzeln. P.S.: Freut einen ja, wenn der Bandleader nur durch Eigengeschmack die eigene Fanbase erweitern kann. Aber psssst, nicht weitersagen.

 

 

2) Volldröhnung

 

Zum Konzert an sich: Was soll man sagen? Als vor neun Jahren aus NRW Zuogroaste hat man mit dem Münchner Publikum schon so seine Erfahrungen gemacht – in so manchen Bereichen. Es war nicht immer einfach – weder die Erfahrungen zu machen, noch das Publikum. Es waren dann auch lange Tickets für das Konzert erhältlich, während die meisten anderen Locations wie z. B. Berlin, Hamburg, Mannheim, Stuttgart, Nürnberg - von NRW ganz zu schweigen - relativ schnell ausverkauft waren und die Konzerte sogar manches Mal kurzfristig in größere Hallen verlegt wurden. Man musste also in manchen Gegenden auf zack und immer up-to-date sein, wenn man tatsächlich an der richtigen Halle stehen wollte.

 

Naja, dachte man da bei sich, das Münchner Publikum wird vielleicht dann doch nicht so (öffentlich) auf die Musik eines DSDS – Siegers abfahren, wenn es so lange Karten gibt. Clichéhaft ausgedrückt: Man ist ja hier im Weißwurstland, wo die Kugel sich manchmal eben anders dreht als anderswo, freistaatlich eben. Wer wüsste das nicht schon längst.

 

Doch, was war das? Drei Tage vor Konzertbeginn plötzlich die Nachricht: AUSVERKAUFT. Wie, ausverkauft. Das war erstaunend. Verstand man erstmal nicht. Das warf ja sämtliche Befürchtungen plötzlich über den Haufen. Wie gesagt, man muss als Godoj – Fan echt auf Zack und up-to-date sein. Letztendlich erklärte man sich den Vorgang des Vorverkaufs dann mit der bayerischen Gemütlichkeit.

 

Dementsprechend erstaunend war dann auch die Stimmung. Das Publikum brüllte und klatschte bereits bei der Vorgruppe, was damit endete, dass es von LUXUSLÄRM (Nomen est Omen) Zugaben einforderte. Das gab es vorher auf keinem anderen Godoj - Konzert! Sollten die Münchner etwa…? Man war nun wirklich mehr als latent erstaunt.

 

Umbau. Warten. Nette Gespräche links, rechts und hinten. Vorne nicht, da war nur noch die Absperrung (hehe, kein Kommentar). Ein Knall: „BUMM!“ Licht aus. Intro. Nebel, Nebel und nochmals Nebel. So langsam erkennt man, wie sich Sebastian, Torsten, Bonny und René zu ihren Instrumentenplätzen hinbewegen. Ein Kreischen geht durch die Halle, Klatschen. Dann schlendert eine schwarze Mütze in Feinripp auf die Bühne, Platz: vorne, Mitte. Das Keischen, das bisher durch die Halle ging, schwillt an zu einem ohrenbetäubenden Inferno, dass man Angst haben muss, die Location bräuchte nach dem Konzert einen besseren Bauingenieur. Ein gigantischer Auftakt. Und München lebt! Von wegen bayerische Gemütlichkeit! Das waren alles Verbaljapaner! Nicht zu fassen!

 

Das Intro geht über in „Morning Sun“. Kennt man ja von der CD, „Plan A!“. Aber was ist das? Der Unterschied zwischen Studioversion und LIVE – Performance macht sich im ersten Song schon deutlich bemerkbar. Keine musikalischen Weichmacher mehr drin, die Gitarrenriffs von Sebastian und René sitzen und schremmen (angeführt von perfektem Drummerwerk, untermalt von zusätzlich tragendem Bass sowie melodischen Tastenbetätigungen am Keyboard) so rockig drauflos, dass bereits beim ersten Song im Publikum mehrere rhythmisch verzückte  Kopfnicker zu verzeichnen sind. Das alles garniert mit einem Sahnehäubchen an lange im Deutschrockbusiness nicht mehr dagewesener Stimmgewalt, dass einem bei der Hallenhitze zu frösteln beginnt. Wahnsinn.

 

Wo waren die Jungs nur all die Jahre? Achja, man weiß es ja. Es gab sie ja vorher schon, z. B. als WINK. Aber zu rockig? Zu wenig Mainstream? Zu wenig Medienpräsenz? Wohl ja, wenn man sich die Texte anhört der alten Stücke. Wenn man sich den Sound der BAND – es ist und war immer ein BAND – damals wie heute anhört, dann merkt man schnell, wohin der Hase wieder läuft. Zurück zu den Wurzeln, Deutschrock vom feinsten, hart aber melodisch, ein Stil aber facettenreich. Ein Schelm wer denken könnte, dass DSDS vielleicht ein von der Band schlau eingefädelter Geniestreich war.

 

WINK muss hier erwähnt werden, denn es war hier in München, als die Band vor genau einem Jahr auf dem Coca-Cola Newcomer Event gespielt hatte. Sie hatten auch hier einen Newcomer – Preis gewonnen, VOR DSDS. Doch wie das eben so ist heutzutage mit dem Medienhype: Wird man nicht gepuscht, dann kann man sehen, wo man bleibt.

 

Das Münchner Publikum war damals wohl noch etwas mehr geprägt von der bayerischen Gemütlichkeit. Hat vielleicht auch deshalb Thomas damals beim Song „Liebe zur Sonne“ gebrüllt: „München, wo seid ihr?“ Das zehrte schon an den eigenen Nerven. Immer wieder dachte man sich – so eingemünchnert ist man dann nach neun Jahren auch als Zuogroaster - : „Und wo war ICH Depp damals!? Wieso kannte ich diese Band nicht, deren Songs ich nun mittlerweile in der Küche, im Wohnzimmer oder sonst wo rauf und runter rocke bis die Fenster wackeln!? Deren Texte ich in solcher Form im Deutschrock zuvor nie gehört hatte, die einen fesseln, nicht mehr loslassen, zum Nachdenken und zum Lachen bringen, die man mittlerweile auswendig kann – mal mehr mal weniger, je nachdem, wie sehr man gerade auf Zack ist?“

 

„München, wo seid ihr?“  München ist da. An jenem Abend war München da. In einer ausverkauften Halle wurde die Band unter Applausgetöse frenetisch gefeiert. Man könnte heulen vor Fremdfreude.

 

Nach dem Konzert übergaben wir den Jungs dann auch einen schwarzen Banner mit weißer Schrift, darauf stand:

 

 

München 2007/2008

München ist da

 

 

 

Das war uns wichtig. Denn ihr seid uns wichtig.

 

Erstmalig auch das: Bei den Zugaben wurde laut „Let it Be“ von den Fans gewünscht. Immer lauter wurden sie, alle miteinander, sie tobten und brüllten und hüpften und schwitzten – wir taten das. Wir waren da. Endlich war München da. Man merkte den Jungs an, dass sie sich freuten. Eine Stimmung war das auf und vor der Bühne, der helle Wahnsinn. Synergie – Effekt pur, gegenseitige Energieübertragung. Sebastian stand genau vor mir und grinste immer vor sich hin, wenn er nicht gerade seine Gitarre rockergemäß malträtierte. Naja, vielleicht ist sein Grinsen aber auch eine Fehlinterpretation und er lachte mich eigentlich die ganze Zeit aus wegen meinem schwarzen Turban auf dem Kopf. Der war aber eigentlich nur als Vorsorge für meine Mitmenschen gedacht. Wer mag auf einem Rockkonzert schon klatschnasse Haare um die Nase gepeitscht bekommen? So waren wir alle nur am Dauergrinsen und Brüllen und Klatschen und Abrocken. Ich bin stolz auf meine neue Heimat. Diesmal waren die Münchner nicht nur da, sondern es flogen auch wunderschöne orangene Rosen. Es regnete sogar Rosen für die Herren. „Für Euch soll´s….“ *sing* - äh, Verzeihung.

 

Ja, so könnte man diesen Roman noch endlos weiterführen. Man könnte zum Beispiel noch erwähnen, dass die Jungs den Song „Chasing Cars“, den Thomas ja bereits bei DSDS gecovert hatte, performten. Dass man den Song damals, lang lang ist´s her, das erste Mal im Original bei „Grey´s Anatomy“ in einer hinreißenden Szene gehört hatte und man dabei unwillkürlich die Couchdecke mit den Augen bewässerte, dass man danach im Internet rumsuchte, bis man herausgefunden hatte, von WEM denn dieser tolle Song war, (natürlich von Snow Patrol), dass man danach die musikalischen Einlagen zum G8 – Gipfel simultan über PC und TV verfolgte (Monitor auf Fernseher platziert), weil man wusste, Snow Patrol würden auftreten, ja, und dass man DANN den Song plötzlich von Thomas Godoj bei DSDS hörte mit der Konsequenz, dass man daraufhin als zuvor noch „PC-blonde“ Person stunden-, ach was sage ich, tagelang im Internet herumsuchte und –fummelte, bis man sich diese Version endlich auf den mp3-Player geladen und (sorry!) die Version von Snow Patrol seither nie mehr gehört hatte, dass man DEN Song dann auch in München LIVE hören konnte, mit dem Sänger, der direkt einem vor der Nase stand, der so vieles mehr an Tiefe und Ausdruck und Melancholie und Hingabe in diesen Song bringen und an das Publikum transportieren kann, dass man weiche Knie bekommt. Ach ja, man könnte noch so vieles schreiben. Aber sind ja eh bloß verstrahlte Frauengeschichten.

 

copyright by Scorpi

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in FANS SCHREIBEN

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S
Hm, eine Münchnerin hat vor dem Konzert rumgeforscht, und der Coca Cola Contest in München soll nach mehreren übereinstimmdenden Quellen 2007 gewesen sein...
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A
Toller Bericht. Ich habe mir schon einige Male LzS auf dem mp3 angehört (nach ebenfalls PC-blonden Stunden) und mich immer wieder gefragt was er dazwischenruft. Ich dachte jedoch, dass die Aufnahme schon von 2003 ist nicht erst von 2007? LG
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T
Hihi, danke für die Blumen Katrin, aber dann müsst ich mich doch langsam nach ´nem anderen Job umsehen ;-)
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K
Mensch, Scorpi...wie geil ist denn bitte der Beitrag!? <br /> ...und jetzt noch einen über Nürnberg, einen über Mannheim, einen über Zürich... *g*
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